Mit seiner ruhigen, aber eindrucksvollen Erzählweise schilderte der Afrikamissionar, der als Experte für den interreligiösen Dialog in Mali tätig war, seine Gefangenschaft und das Vertrauen, das ihn in dieser Zeit getragen hat.
Lohre, von den Menschen in Afrika schlicht „JaJa“ genannt, begann mit einem Rückblick auf seinen Werdegang: geboren in Hövelhof, lernte er in seiner Schulzeit die Kongregation der „Weißen Väter“ kennen, die sich der Mission in Afrika verschrieben hat. Seit 1981 lebte er für die Kongregation in Mali, lehrte am Institut für christlich-islamische Bildung und leitete ein Begegnungszentrum in Bamako. Sein tiefes Interesse für die Kultur und den Glauben der Menschen prägte seine Arbeit: „Ich war stets bemüht, die Menschen dort zu verstehen und ihren Glauben zu respektieren.“
Doch am 20. November 2022 änderte sich sein Leben drastisch. Auf dem Weg zu einer Messe in einem Vorort von Bamako wurde er entführt und verschwand. Was folgte, war ein Jahr in Gefangenschaft – ein Jahr, das ihn nicht nur vor große Herausforderungen stellte, sondern auch seinen Glauben festigte. „Als mir klar wurde, dass ich entführt worden war, stellte sich überraschenderweise eine tiefe Ruhe in mir ein“, erzählte Lohre. „Ich sagte mir: Heute beginne ich mein Sabbatjahr.“
Für die Zuhörenden war spürbar, wie sehr ihn diese Ruhe und sein Vertrauen in Gott durch die schweren Monate trugen. „Von den 371 Tagen in Gefangenschaft habe ich 368 Tage in innerem Frieden gelebt“, berichtete er, nur um dann mit einem Schmunzeln hinzuzufügen: „Die drei anderen Tage waren jedoch bitterkalt in der Sahara.“
In seiner Zeit in der Wüste führte Lohre intensive Glaubensgespräche – sowohl mit sich selbst im Gebet als auch mit seinen Entführern. Er sprach von Respekt und einer fast schon freundlichen Art, die ihm seine Bewacher entgegenbrachten. Körperliche Gewalt habe er nie erlebt, und selbst medizinisch sei für ihn gesorgt worden: „Einmal kam sogar ein Arzt mit einem tragbaren Ultraschallgerät, als ich erkrankte“, erinnerte sich Lohre. Seine Entführer hätten ihn stets respektvoll behandelt, wohl auch wegen seines Priesteramtes.
Von Missionierungsversuchen durch seine Entführer erzählte Lohre mit einem feinen Lächeln. Ein 17-jähriger Wächter habe ihm weinend geraten, zum Islam zu konvertieren, aus Sorge, er würde sonst „in die Hölle kommen“. Die Sorge der Entführer um sein Seelenheil berührte ihn. Bald jedoch ließen die Versuche nach. „Am Ende sagten sie mir: ‚Du nimmst deinen Glauben zu ernst.‘“ Es war eine Anekdote, die für Schmunzeln im Publikum sorgte.
Besonders bewegend war Lohres Bericht von der Freilassung: Nach genau einem Jahr, am 26. November 2023 – dem Fest des Christkönigs, das auch am Tag seiner Entführung gefeiert wurde – gewann er seine Freiheit zurück. Seitdem ist er nicht nach Mali zurückgekehrt, sein neuer Auftrag führt nach Marseille ihn in die sozialen Brennpunkte, Frankreich.